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Neue Firmware Version 2023.1.2+mwu1 (testing)

Hallo Freifunkas in Mainz, Wiesbaden und Umgebung,

kurz bevor wir die Firmware 2023.1.1+mwu1 als stable ausrollen wollten, sind noch ein paar Probleme in anderen Communities aufgetreten, die unter anderem die Geräte Archer C7, WDR3600 und WDR4300 betreffen, welche gut 1/4 unserer Netze ausmachen.

Sollten mit der neuen Firmware keine neuen Probleme aufgetreten, werden wir diese in den nächsten 1-2 Wochen als stable veröffentlichen.

Gluon Release-Notes: https://gluon.readthedocs.io/en/v2023.1.x/releases/v2023.1.2.html

MWU Gluon-Konfiguration: https://github.com/freifunk-mwu/sites-ffmwu/releases/tag/2023.1.2+mwu1

Gluon Source Code: https://github.com/freifunk-gluon/gluon/releases/tag/v2023.1.2

Link zur Firmware: https://wizard.freifunk-mwu.de

Viele Grüßedas Admin-Team

Neue Firmware Version 2023.1.1+mwu1 (testing)

Info vom Firmware-Team:

Hallo Freifunkas in Mainz, Wiesbaden und Umgebung,

das Update auf Gluon v2023.1.1 bringt einige Veränderungen. Die größte
Änderung ist der Wechsel von OpenWrt 19.07 auf 22.03, woraus auch die
meisten anderen Änderungen resultieren. Dazu gehört auch, wie seit
langem angekündigt, das Wegfallen der Unterstützung von Geräten mit 4MB
Flash und/oder 32MB RAM [1]. Da sich durch die Migration der ar71xx
Targets auf ath79 [2] und die Umstellung von swconfig auf DSA [3] bei
vielen Geräten die Namen der Netzwerkschnittstellen ändern war es
außerdem notwendig die Art wie diese konfiguriert werden komplett
umzubauen. Solange man seinen Knoten ausschließlich über die
Weboberfläche konfiguriert hat, sollte die Umstellung automatisch
funktionieren. Solltet ihr aber händische Änderungen an den Dateien in
/lib/gluon/core/sysconfig oder an /etc/config/network vorgenommen haben
müsst ihr die Konfiguration nach der Installation des Updates neu
einrichten da alle Änderungen in diesen Dateien ab jetzt bei jedem
Update überschrieben werden. Änderungen, die nach einem Update erhalten
bleiben sollen, müssen jetzt in /etc/config/gluon gemacht werden aus
denen dann durch einen Aufruf von gluon-reconfigure
/etc/config/network erzeugt wird [4]. Wir empfehlen auf Knoten mit
angepasster /etc/config/network den Autoupdater vorrübergehend zu
deaktivieren und das Update auf die neue Version manuell durchzuführen.

[1]
https://blog.freifunk-mainz.de/2020/02/04/freifunker-prueft-eure-hardware-und-ersetzt-aeltere-modelle-mit-4-mb-flash-und-oder-32-mb-ram/
[2]
https://openwrt.org/releases/19.07/notes-19.07.0#target_transition_from_ar71xx_to_ath79
[3] https://openwrt.org/releases/21.02/notes-21.02.0#initial_dsa_support
[4]
https://gluon.readthedocs.io/en/v2023.1.1/features/wired-mesh.html#commandline

Gluon Release-Notes:
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2022.1.html
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2022.1.1.html
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2022.1.2.html
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2022.1.3.html
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2022.1.4.html
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2023.1.html
https://gluon.readthedocs.io/en/latest/releases/v2023.1.1.html

MWU Gluon-Konfiguration:
https://github.com/freifunk-mwu/sites-ffmwu/releases/tag/2023.1.1+mwu1
Gluon Source Code:
https://github.com/freifunk-gluon/gluon/releases/tag/v2023.1.1
Link zur Firmware: https://wizard.freifunk-mwu.de

Viele Grüße
das Admin-Team

Neu unterstützte Geräte:
Aruba AP-303H
Aruba AP-365
Aruba InstantOn AP11D
Aruba InstantOn AP17
Cudy WR2100
D-Link DAP-2660 A1
Enterasys WS-AP3705i
Extreme Networks WS-AP3805i
Extreme Networks WS-AP3825i
FriendlyElec NanoPi R2S
GL.iNet GL-XE300
GL.iNet microuter-N300
Linksys E8450
Mikrotik RB951Ui-2nD
Mikrotik SXTsq-5-AC
Netgear R6020
Netgear R6260
Netgear WAC104
Netgear WAX202
RAVPower RP-WD009
Siemens WS-AP3610
Sophos RED 15w rev. 1
TP-Link Archer A7 v5
TP-Link Archer C20 v4
TP-Link Archer C20 v5
TP-Link CPE510 v2
TP-Link CPE510 v3
TP-Link CPE710 v1
TP-Link EAP225-Outdoor v1
TP-Link EAP615-Wall
TP-Link RE200 v2
TP-Link RE305 v1
TP-Link RE500
TP-Link TL-MR6400 v5
TP-Link WBS210 v2
TP-LinkRE650 v1
Ubiquiti UniFi 6 LR
Ubiquiti UniFi 6 Lite
Wavlink WS-WN572HP3 4G
Xiaomi AX3200
Xiaomi Mi Router 3G v2
Xiaomi Mi Router 4A (100M Edition)
Xiaomi Mi Router 4A (Gigabit Edition)
Xiaomi Mi Router 4C

Nicht mehr unterstützte Geräte:
A5-V11
D-Link DIR-615 (C1, D1, D2, D3, D4, H1)
Linksys WRT160NL
TP-Link TL-MR13U (v1)
TP-Link TL-MR3020 (v1)
TP-Link TL-MR3040 (v1, v2)
TP-Link TL-MR3220 (v1, v2)
TP-Link TL-MR3420 (v1, v2)
TP-Link TL-WA701N/ND (v1, v2)
TP-Link TL-WA7210N (v2)
TP-Link TL-WA730RE (v1)
TP-Link TL-WA750RE (v1)
TP-Link TL-WA7510N (v1)
TP-Link TL-WA801N/ND (v1, v2, v3)
TP-Link TL-WA830RE (v1, v2)
TP-Link TL-WA850RE (v1)
TP-Link TL-WA860RE (v1)
TP-Link TL-WA901N/ND (v1, v2, v3, v4, v5)
TP-Link TL-WR1043N/ND (v1)
TP-Link TL-WR703N (v1)
TP-Link TL-WR710N (v1, v2)
TP-Link TL-WR740N (v1, v3, v4, v5)
TP-Link TL-WR741N/ND (v1, v2, v4, v5)
TP-Link TL-WR743N/ND (v1, v2)
TP-Link TL-WR840N (v2)
TP-Link TL-WR841N/ND (v1, v2)
TP-Link TL-WR841N/ND (v3, v5, v7, v8, v9, v10, v11, v12)
TP-Link TL-WR843N/ND (v1)
TP-Link TL-WR940N (v1, v2, v3, v4, v5, v6)
TP-Link TL-WR941ND (v2, v3, v4, v5, v6)
TP-Link WDR4900
Ubiquiti AirGateway
Ubiquiti AirGateway Pro
Ubiquiti AirRouter
Ubiquiti Bullet
Ubiquiti LS-SR71
Ubiquiti Nanostation Loco XM
Ubiquiti Nanostation XM
Ubiquiti Picostation
VoCore (8M, 16M)

Fehlende Geräte:
8Devices Carambola 2
Aerohive HiveAP 121
Allnet ALL0315
Buffalo WZR-HP-G300NH2
Buffalo WZR-HP-G450H
GL.iNet 6408A v1
Netgear WNDR4300
Netgear WNDRMAC
Netgear WNDRMAC v2
TP-Link WR2543
Ubiquiti Rocket
WD MyNet N600
WD MyNet N750
ZyXEL NB6616
ZyXEL NB6716

Einladung zur Mitgliederversammlung des Freifunk Mainz e.V. am Donnerstag, 23.03.2023 (19 Uhr)

Liebe Mitglieder & Interessierte,

hiermit laden wir euch herzlich ein zur ordentlichen Mitgliederversammlung des Freifunk Mainz e.V. am Donnerstag, 23.03.2023, um 19 Uhr.

Nach der Corona-Pandemie findet die Mitgliederversammlung dieses Jahr zum ersten Mal wieder in Reallife statt und zwar in den Räumen der Firma Ryze Digital, Mombacher Straße 4, 55122 Mainz.

Wir freuen uns, möglichst viele von euch wieder zu sehen oder kennen zu lernen.

Bei der Mitgliederversammlung bietet sich die Möglichkeit für Anträge und Diskussionen. Anträge müssen eine Woche vor der Mitgliederversammlung beim Vorstand eingegangen sein. Außerdem wird der Vorstand neu gewählt.

Als Vorstand wollen wir zudem wie immer berichten, was wir „hinter den Kulissen“ so tun und laden euch natürlich ein, Fragen zu stellen und Ideen loszuwerden.

Die vorläufige Tagesordnung ist wie folgt

  1. Get Together
  2. Begrüßung
  3. Bericht des Vorstands
  4. Beschluss über das Protokoll der letzten Mitgliederversammlung
  5. Entlastung des Vorstandes
  6. Neuwahl des Vorstandes
  7. Beschluss über etwaige Anträge und Satzungsänderungsanträge
  8. Verschiedenes / Diskussion über aktuelle und neue Projekte

Viele Grüße, euer Vorstand

Ralf, Frank, Julian, Lukas, Mitch, Sebastian und Florian

Hier noch ein paar nützliche Links:

Wichtiges Sicherheitsupdate am 5.5.2022

Hallo Freifunkas in Mainz, Wiesbaden und Umgebung,


in Gluon, unserer Firmware, wurde eine kritische Sicherheitslücke entdeckt. Daher ist ein Update aller Freifunk-Knoten notwendig. Am Donnerstagabend werden wir daher eine fehlerbereinigte Firmware ausrollen. Das Update betrifft alle Firmware-Zweige (stable, testing, experimental).


Sofern der Autoupdater auf eurem Knoten aktiviert ist, müsst ihr nichts tun, ihr solltet aber in den nächsten Tagen auf https://map.freifunk-mwu.de kontrollieren, ob die neue Firmware auf euren Knoten installiert wurde.

Solltet ihr den Autoupdater ausgeschaltet haben, müsst ihr das Update zeitnah selbstständig installieren oder den Autoupdater vorübergehend aktivieren. Bei Geräten, welche nicht zeitnah aktualisiert wurden, behalten wir uns vor, diese aus dem Freifunk Netz auszuschließen, um die BetreiberInnen und das Freifunk-Netz nicht zu gefährden (dies betrifft unter Umständen auch Mesh-Knoten ohne eigene VPN-Verbindung, die mit diesem verbunden sind).

Viele Grüße

das Admin-Team

FFMWU Community Meetup

Wir laden euch ein zum ersten Community Meetup ab 12.4.2022 um 20:30 Uhr unter https://meet.ffmwu.org/meetup.

An dem Abend gibt es Zeit zu plauschen, die Community kennenzulernen. Damit wir auch was lernen und mitnehmen, gibt es ein Rahmenprogramm:

Julian erzählt uns etwas zu unserer Firmware
Wolfgang präsentiert uns den Aufbau des Backbone von unserem Netz

Ihr wollte spezielle Dinge zu Firmware oder Backbone wissen? Dann schickt uns vorab eine Nachricht, was euch besonders interessiert.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme!

Julian, Wolfgang und Lukas

Freifunker bauen freies WLAN für Geflüchtete im Mainzer Allianzhaus auf

In Kooperation mit der Stadt Mainz und den Maltesern als Betreuungsorganisation bauen wir derzeit mit Freifunk ein freies WLAN für die vorm Krieg in der Ukraine geflüchteten Menschen auf, die derzeit im Mainzer Allianzhaus unterkommen.

Die Kapazität der Unterkunft liegt bei etwas über 100 BewohnerInnen, bislang wohnen rund 50 Menschen dort, insgesamt unter recht einfachen Bedingungen. Wir finden: Alle Menschen sollen einen freien Zugang zum Netz haben. Und wir wissen, dass es besonders für Geflüchtete natürlich wichtig ist, sich in dieser Ausnahmesituation informieren und Kontakt mit Angehörigen pflegen zu können, Sprachangebote wahrnehmen zu können auch sonst am digitalen gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Wir freuen uns daher, dass alle Beteiligten hier an einem Strang ziehen und wir gemeinsam ein Freifunk-Netz für die Menschen aufbauen können. Nachdem die bestellte Hardware geliefert wurde, haben Mitch, Sebastian und Florian am Freitag 10 Access Points auf 4 Etagen aufgehängt und im zentralen Technikraum verkabelt. Weil das Gebäude schon vor einigen Jahren als Geflüchtetenunterkunft genutzt wurde, konnten wir auf eine strukturierte Verkabelung im Gebäude zurückgreifen, die die MAG einst professionell setzen ließ, sowie auf die Reste unserer damaligen Grundinstallation, insbesondere einen kleinen Rechner als leistungsfähigen Freifunk-Router.

Weil der Internetanschluss noch auf sich warten lässt, aber bereits Menschen im Gebäude wohnen, entschieden wir uns spontan, einen LTE-Router einzusetzen, bis Vodafone den breitbandigen Anschluss schaltet. Schon wenige Minuten nach Inbetriebnahme konnten wir die ersten Clients in unsrem Netz beobachten und BewohnerInnen bedankten sich für das freie Netz.

Mit einer Handyapp prüften wir noch die Ausleuchtung im Gebäude und führten an einigen Stellen Speedtests durch, die durchweg gute Datenraten von über 50 Mbit/s zeigten. Wird die Unterkunft voll besetzt, sind 50 Mbit/s – je nach Nutzungsverhalten – wahrscheinlich schnell ausgelastet. Daher freuen wir uns, dass wir im Auftrag der Malteser einen Anschluss mit 1000 MBit/s Downstreamrate bestellen durften.

In den nächsten Wochen werden wir noch einige Nacharbeiten erledigen und die Installation etwas pflegen müssen. Fürs erste gibt es aber eine durchaus passable Lösung für die Menschen vor Ort. Wer ebenfalls sein Netz mit Geflüchteten teilen mag, findet auf www.freifunk.net die jeweilige lokale Freifunk-Community, in der sich viele engagierte Menschen zusammen geschlossen haben.

Ein Smartphone für Oma

Dieser Artikel ist im Original bei Netzpolitik.org erschienen:
https://netzpolitik.org/2021/digitalkompetenz-fuer-seniorinnen-ein-smartphone-fuer-oma/

Jana Ballweber

Digitalkompetenz für Senior:innen

Viele ältere Menschen haben Berührungsängste mit dem Internet. In Rheinland-Pfalz gibt es niedrigschwellige Angebote für den ersten Schritt in die digitale Welt. Wir haben mit einer Seniorin über WhatsApp, Wetter-Apps und ihre Arbeit als Digitalbotschafterin gesprochen.

Als Helga Handke 2015 in den Ruhestand ging, schenkten ihre Kinder ihr ein Smartphone. „Damit du auch als Rentnerin am Ball bleibst.“ Mit Computern hatte die Mainzerin in ihrem Berufsleben schon zu tun gehabt, aber das Smartphone war etwas ganz Neues: „Es hat lange gedauert, bis ich das geschnallt hatte. Ich wusste ja nicht mal, was eine App ist.“ Ihr Leben habe zu dieser Zeit analog stattgefunden, die Notwendigkeit für ein Smartphone habe sie nicht gleich einsehen können, berichtet sie. Und doch hat sie sich gefügt und angefangen, das Gerät zu benutzen: „Los ging es für mich mit WhatsApp und der Wettervorhersage.“

WhatsApp und Wetter, diese Erfahrung verbindet Helga Handke mit vielen Senior:innen. Eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) untersuchte in diesem Jahr das Surfverhalten von Menschen über 60 Jahren. Erste Ergebnisse der SIM-Studie zeigten: 77 Prozent der Befragten gaben an, WhatsApp oder einen anderen Messenger zu nutzen, 64 Prozent tun das sogar täglich.

Außerdem weit vorne bei Senior:innen liegen Suchmaschinen, E-Mails und die Nachrichtennutzung. Insgesamt waren etwa 80 Prozent der Befragten online. Bei den Menschen über 80 sinkt der Anteil aber auf nur noch etwa 50 Prozent.

Wer online ist, gehört dazu

Die Gründe für die Skepsis der Menschen waren vielfältig: Der Aufwand des Lernens stehe in keinem Verhältnis zu dem Nutzen, den man erwarte. Man traue es sich nicht zu, habe Angst vor dem Internet und überdies noch niemanden, der beim Einstieg in die digitale Welt helfen könne. Nur 22 Prozent wollten sich in der Studie für ihre Smartphone-Kenntnisse ein „Gut“ oder „Sehr gut“ ausstellen, bei den über Achtzigjährigen sogar nur zehn Prozent.

Es scheint also Nachholbedarf zu geben, was die Digitalkompetenz der älteren Generation angeht. Das merkte auch Helga Handke irgendwann: „Große Teile des Lebens spielen sich heutzutage online ab. Wenn ältere Leute digital dabei sind, haben sie eher das Gefühl, zur Gesellschaft dazuzugehören.“ Deshalb meldete sich Handke, als die Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) im Jahr 2018 das Projekt Digitalbotschafterinnen und -botschafter, kurz DigiBo, ins Leben rief.

Die Stiftung ist eine Tochter der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Fabian Geib, der das DigiBo-Projekt koordiniert, berichtet: „Die Medienanstalt und die Stiftung MKFS hatten sich schon länger mit dem Thema Medienkompetenz im Alter beschäftigt. In Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz entwickelte die Medienanstalt beispielsweise das ‚Silver-Surfer‘-Konzept, das sich speziell an ältere Menschen gerichtet hat.“

Bei Silver Surfer seien unter anderem Kurse angeboten worden, die auf Menschen zugeschnitten waren, die den ersten Schritt in die digitale Welt schon geschafft hatten. „Es fehlte aber ein noch niedrigschwelligeres Angebot für die Menschen, die große Berührungsängste mit der Technik haben, keine Kurse besuchen möchten und die vielleicht gar nicht die Chancen digitaler Medien im Alltag kennen“, so Geib.

Der erste Schritt ist oft der schwerste

Auch Helga Handke weiß, dass der erste Schritt oftmals der schwerste ist: „Viele Senioren haben mit Volkshochschulen eher schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn man sich dort für einen Anfängerkurs anmeldet, sitzen da zehn Leute und sieben von denen haben schonmal einen Kurs gemacht. Wenn man sich sowieso schon für nicht zeitgemäß hält, resigniert man dann schnell.“ Oft sei keine Zeit, um einfach mal zu üben, wie man ein Smartphone ein- und wieder ausschaltet, wo welcher Knopf sitzt und welches Loch am Gerät wofür gedacht ist.

Genau das tut Handke, wenn sie als ehrenamtliche Digitalbotschafterin unterwegs ist: „Die Info, dass es dieses Angebot in Rheinland-Pfalz gibt, verbreitet sich oft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Dann melden sich Leute bei mir, deren Kinder sagen, dass die Mama das doch mal lernen soll, oder die sehen, dass die Freundin schon online unterwegs ist, und das auch mal probieren wollen.“ Einzige Voraussetzung für eine Beratung sei, dass die Person ein Gerät besitze, die PIN kenne und zu Hause WLAN habe.

Handke geht am liebsten zu den Menschen nach Hause. „Am eigenen Küchentisch fühlen die Leute sich sicher. Da gibt es keine Dritten, die schon mehr wissen. Oft gibt es Kaffee und Kuchen und dann fangen wir ganz langsam an“, so Handke. Das erste Treffen gehe meist komplett dafür drauf, das Smartphone zu betrachten und immer wieder ein- und auszuschalten. „Am Anfang habe ich oft den Fehler gemacht zu sagen: ‚Das ist ganz leicht, das zeig ich dir jetzt mal schnell!‘ Irgendwann habe ich gemerkt: Nein, das ist alles überhaupt nicht leicht.“

Wie wird das Wetter und wo fährt der Bus?

Viele Senior:innen müssen die Bedienung lernen wie eine neue Sprache. Neue Vokabeln, viele davon auf Englisch. Dazu kommt die Bedienung. Viele sind noch nie zuvor mit einem Touchscreen in Berührung gekommen: „Das Wischen ist für viele ältere Menschen ganz schwer. Eine kurze Berührung auf dem Handy macht etwas anderes als eine lange Berührung. Dazu sind Dinge wie die Tastatur oft winzig klein“, klagt die Digitalbotschafterin. Da muss sie auch manchmal in den Notfalleinsatz, wenn plötzlich alle App-Symbole auf dem Startbildschirm verschwunden sind. „Die Dame hatte einfach nur nach links gewischt und war auf der zweiten Seite des Startbildschirms. Aber da waren dann natürlich alle Apps weg und man macht sich Sorgen, dass man etwas kaputt gemacht hat.“

Diese Ängste zu nehmen, begreift Handke auch als ihre Aufgabe. Wichtig sei vor allem, dass die Menschen einen Nutzen im Gelernten sehen. Deshalb geht es nach der grundlegenden Bedienung mit möglichst praktischen Anwendungen weiter: „Die Menschen verstehen sehr schnell, wie ihnen das Smartphone im Alltag weiterhelfen kann, wenn sie in der Wetter-App sehen, wann es regnet, oder sie die nächste Bushaltestelle finden“, erzählt Handke.

Auch schnelle Erfolgserlebnisse seien wichtig, so die Mainzerin. Wer gerade gelernt hat, WhatsApp zu bedienen, soll Handke jeden Morgen zur Übung eine Nachricht schreiben. Beziehungsweise jeden Morgen einen digitalen Brief auf die Post bringen. Denn um verständlich zu machen, was bei der Technik im Hintergrund passiert, überträgt sie die Vorgänge in die analoge Welt: „Oft rufen mich Leute an und sagen: ‚Frau Handke, das war so was Seltsames mit Updates, das habe ich aber weggedrückt.‘ Ich muss dann erklären, warum Updates wichtig sind. Die Leute sollen sich vorstellen, sie gehen einkaufen. Dann würden sie niemals Haustür, Gartentür und Fenster offen lassen. Und wenn an einer der Türen das Schloss wackelt, würden sie es austauschen lassen. Nichts anderes sind Updates für Apps.“

Von Gleichaltrigen lernen

Fabian Geib von der Stfitung MKFS betont, dass ein Ziel des DigiBo-Projekt auch sei, solche Meta-Themen der digitalen Welt zu vermitteln: „Themen wie Datenschutz oder Sicherheit spielen bei uns eine große Rolle. Man muss natürlich aufpassen, dass man am Anfang nicht zu viel über Gefahren spricht, um die Menschen nicht gleich wieder zu verschrecken. Aber unsere Botschafter:innen bauen das dort ein, wo es gerade akut wichtig ist.“

Wenn es wie bei Messengern mehrere Dienste zur Auswahl gibt, würden die Botschafter:innen Chancen und Risiken der einzelnen Systeme erklären. Dass WhatsApp zum Beispiel beim Datenschutz nicht so gut dasteht wie Signal oder Threema. „Es hilft aber auch nicht, einem älteren Menschen Threema zu installieren und zu erklären, wenn sie gar niemanden kennen, der diese App nutzt, weil die Enkelkinder vielleicht auch nur auf WhatsApp setzen“, so Geib. „Wichtig ist, dass die Menschen auf Basis guter Informationen selbst entscheiden können.“

In ganz Rheinland-Pfalz gibt es derzeit schon über 300 DigiBos. Wer sich als Botschafter:in bewirbt, bekommt eine kostenlose mehrtägige Schulung, bei der vor allem vermittelt wird, wie Lernen im Alter funktioniert. Das Durchschnittsalter der DigiBos liegt bei 69 Jahren, berichtet Geib. „Der Peer-to-peer-Ansatz funktioniert sehr gut, da die DigiBos in einer ähnlichen Lebenssituation und einem ähnlichen Alter sind und sich so gut in die Zielgruppe versetzen können.“

Durch die Pandemie mit Skype und Jitsi

Der Peer-to-peer-Ansatz stammt aus der Lernforschung. Beim Lernen durch Beobachtung ist der Lerneffekt umso höher, je besser man sich mit der Person identifizieren kann, die man imitiert und von der man lernt. Das bedeutet, dass die eigenen Kinder oder Enkelkinder eher weniger als Lehrer:innen geeignet sind, weil sie aus einer anderen Generation stammen. Gleichaltrige Digitalbotschafter:innen können sehr viel besser verstehen, warum eine bestimmte Aufgabe oder Anwendung älteren Menschen schwer fällt.

Helga Handke kann das aus ihrer Erfahrung als Botschafterin nur bestätigen. Wichtig sei die Beziehungsebene, dass man auch über die Motivation für den Schritt ins Digitale sprechen könne. Man könne den Menschen nur wirklich den Alltag erleichtern, indem man ein paar Dinge herausfindet, die dieser speziellen Person in ihrem individuellen Alltag weiterhelfen können. „Wenn jemand wanderbegeistert und naturinteressiert ist, freut er sich vielleicht über eine App, die bei der Pflanzenbestimmung hilft. Es gibt Apps, die die Gartenarbeit erleichtern sollen. Jeder braucht etwas anderes für sein Leben und man muss gar nicht alles beherrschen. Zehn Funktionen sind für viele Senioren schon viel“, berichtet sie.

Eine Anwendung, die mit Beginn der Pandemie für viele plötzlich wichtig wurde, waren Videokonferenzsysteme. Die Kontaktbeschränkungen trafen auch die DigiBos hart: „Meine Arbeit, also das Niederschwellige, den ersten Einstieg, konnte ich eigentlich gar nicht mehr machen“, berichtet Handke. Andere Botschafter:innen, die mit Fortgeschrittenen arbeiten, haben die Lehrstunden digital weiterführen können. Doch wer noch nicht weit genug war, um an Videokonferenzen teilzunehmen, blieb oftmals auf der Strecke. DigiBos, die vor der Pandemie regelmäßige PC-Treffs oder Sprechstunden angeboten hatten, mussten auch umplanen.

Die Einsamkeit lindern

Fabian Geib schätzt die Kreativität der Ehrenamtlichen: „Manche DigiBos haben einen Router in ihren Garten gestellt und dann im Freien in kleinen Gruppen gearbeitet. Zwischen den Lockdowns sind dann auch viele dazu übergegangen, den Senior:innen die Videokonferenzplattform Jitsi als allererstes beizubringen. Damit man nach Möglichkeit auch bei neuen Kontaktbeschränkungen weitermachen kann.“

Besonders bemerkbar machten sich die Einschränkungen durch die Pandemie in Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Als die Einrichtungen im Frühjahr 2020 für Besucher:innen geschlossen wurden, suchten viele Verantwortliche nach einer Möglichkeit, die Einsamkeit zu lindern. Das rheinland-pfälzische Sozialministerium, das auch Hauptförderer des DigiBo-Projektes ist, finanzierte interessierten Heimen Router und Geräte, die es den Bewohner:innen erleichtern sollten, mit ihren Familien und Bekannten in Kontakt zu bleiben.

Umgesetzt wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit den Digitalbotschafterinnen und -botschaftern und mit Freifunk Mainz. Für Freifunk hat Frank Zimmermann das Projekt betreut: „In Mainz haben wir schon seit einiger Zeit mit einem Seniorenheim zusammengearbeitet, um dort WLAN zur Verfügung zu stellen. Als dann die Pandemie begann, kam die Frage auf, wie man das auf andere Einrichtungen ausdehnen kann. Zusammen mit der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Sozialministerium haben wir dann einem Heim in Ludwigshafen zur Probe einen Router verschafft. Nachdem der Test ein, zwei Wochen gut gelaufen war, hatte ich plötzlich fünfzig Router in meiner Küche liegen.“

Heime schaffen Router an

Freifunk habe die Router beschafft, eingerichtet und dann mit einem „Beipackzettel“ zur Installation vor Ort an die Heime geschickt. Mittlerweile seien es deutlich mehr als fünfzig Router geworden: „In rund 25 Häusern stehen etwa 160 Router. Manche davon haben die Einrichtungen aber auch schon selbst bezahlt, als sie gesehen haben, wie gut das Angebot von den Bewohnern angenommen worden war.“

Doch der beste Internetanschluss nützt nichts, wenn die Senior:innen nicht wissen, wie sie ihn benutzen können. Die DigiBos kamen genauso wenig in die Einrichtungen rein wie alle anderen Besucher:innen. Sie halfen mit Materialien oder auch mal übers Telefon. Fabian Geib hofft aber, dass viele der Ehrenamtlichen so bald wie möglich in Seniorenheime gehen können, um auch dort Digitalkompetenz zu vermitteln.

Die meisten Einrichtungen seien sehr offen für die Initiative gewesen, berichtet Geib. Obwohl man mancherorts noch verschlossen gewesen sei und die zu komplizierte Einrichtung der Router oder ein mangelndes Interesse der Bewohner:innen als Grund angab, seien die Rückmeldungen weitestgehend sehr positiv gewesen.

Ansprechpartner:innen in Kommunen gesucht

Freifunker Zimmermann berichtet, dass es oft gar nicht viel brauche, um Senior:innen den Internetzugang zu ermöglichen: „In vielen Fällen reicht ein Videocall von 15 Minuten aus, um den Kontakt aufrecht zu erhalten. Es braucht dafür nicht viele Anschlüsse oder besondere Räumlichkeiten.“ Der Internetanschluss komme besonders auch den älteren Menschen zugute, die vor ihrem Umzug ins Heim schon online unterwegs waren: „Viele Senioren von heute kennen das Internet und haben es zu Hause genutzt. Dann kommen sie ins Heim und sind plötzlich auf Null.“ Ein Internetzugang werde also immer öfter auch aktiv von den Bewohner:innen nachgefragt.

Doch auch, wenn immer mehr Senior:innen online unterwegs sind, sieht Fabian Geib weiterhin großen Handlungsbedarf im Projekt. Bis Ende 2023 sei das Projekt gefördert. Bis dahin wolle man vor allem die Nachhaltigkeit sichern: „Im nächsten Jahr suchen wir feste Ansprechpartner:innen in den Kommunen, die die DigiBos vor Ort koordinieren und mit Räumlichkeiten und Öffentlichkeitsarbeit aushelfen können. Es müssen weiterhin DigiBos ausgebildet werden.“

Neue Herausforderungen für künftige Generationen

Denn auch in zwanzig Jahren wird die Vermittlung von Medienkompetenz im Alter wichtig bleiben. Zu schnell entwickelten sich die Technik und die Herausforderungen weiter, so Geib. Wer heute auf WhatsApp und im Online-Banking fit ist, kann nicht automatisch morgen seine elektronische Patientenakte (ePA) verwalten. „Jede Krankenkasse hat eine eigene App für die ePA. Jede sieht anders aus. Da warten auch auf künftige Generationen, in denen schon viel mehr Leute digital unterwegs sind, ganz neue Herausforderungen“, sagt Geib.

Je mehr Bereiche des alltäglichen Lebens ins Digitale verlagert werden, desto wichtiger ist es auch für ältere Menschen, den Eintritt in diese Welt nicht zu verpassen. Digitalbotschafterin Helga Handke appelliert: „Habt Mut, probiert es aus. Es passiert nichts Schlimmes, wenn man mal einen falschen Knopf drückt. Was nicht klappt, das übt man einfach noch ein paar Mal. Und niemand muss alles beherrschen.“

Kartenausschnitt der Mainzer Neustadt

Ortsbeirat Mainz-Neustadt unterstützt Freifunk mit 700 Euro

In Mainz hat jeder Ortsbeirat ein jährliches Budget, auch Stadtteilmittel genannt. Die Höhe ist abhängig von der Größe des Stadtteils. Die Mainzer Neustadt als größter Stadtteil in Mainz verfügt über knapp 2.400 Euro. In der Regel werden mit dem Geld Vereine oder soziale Initiativen unterstützt.

In der letzten Sitzung des Neustadt-Ortsbeirats am 16. November wurde über die Vergabe der Stadtteilmittel für das Jahr 2021 entschieden. Auf Vorschlag der SPD wurde die Freifunk-Mainz-Community mit 700 Euro bedacht. Davon sollen zehn Freifunk-Router gekauft und an öffentlichen Orten in der Mainzer Neustadt aufgestellt werden.
Die Router sind mittlerweile bestellt und sollen auch bald ihren Zweck erfüllen – freies und kostenloses WLAN für die Menschen im Stadtteil liefern.

Wenn Ihr also mögliche Standorte an öffentlichen Orten wie Kioske, Pizzerien, Döner-Läden oder andere öffentliche Einrichtungen kennt, die dafür in Frage kommen könnten, dann schreibt einfach eine kurze Mail an kontakt@freifunk-mainz.de oder kommentiert unter diesem Blog-Beitrag.

Freifunk Stammtisch am 7.7.2021 um 20 Uhr

Schnappt euch ein Kalt- oder Warmgetränk eurer Wahl und kommt am 7.7.2021 ab 20 Uhr zu unserem Freifunk-Stammtisch. Wir wollen gemeinsam auf unsere erfolgreichen Projekte aus dem vergangenen Jahr schauen. 

Mögliche Themen sind
– Freifunk in Flüchtlingsunterkünften
– Freifunk in Altenheimen
– Neuigkeiten aus dem Firmware-Team
– eure Fragen an uns

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und auf hoffentlich weitere kommende Stammtische mit euch.

https://meet.ffmwu.org/stammtisch

WLAN-Versorgung der Geflüchtetenunterkünfte: Freifunker kritisieren WLAN-Pläne des Sozialdezernats

Die Mainzer Freifunk-Initiative kritisiert die Pläne des Sozialdezernats, die morgen im Sozial- und Finanzausschuss auf der Tagesordnung stehen. 270.000€ sollen laut Beschlussvorlage für die WLAN-Installation in Unterkünften für Geflüchtete ausgegeben werden. Für das, was die Stadt damit plant, eine zu hohe Summe laut den Freifunkern, die bereits seit über 5 Jahren Geflüchtetenunterkünfte mit freiem WLAN versorgen. 

„Als wir auf die Beschlussvorlage aufmerksam gemacht wurden, sind wir fast vom Stuhl gefallen“ erklärt Florian Altherr von der Mainzer Freifunk-Initiative. „Für uns ist unverständlich, wie man so viel Geld für WLAN-Installation an diesen Standorten ausgeben kann, zumal teilweise ja schon ein Freifunk-WLAN existiert.“ Die Kosten sind den Freifunkern zufolge um ein Mehrfaches zu hoch angesetzt. Die Freifunker sind außerdem verärgert über die abschätzigen Äußerungen über die von Ehrenamtlichen aufgebaute WLAN-Versorgung. 

Die ehrenamtlichen Freifunker, die in Mainz, Wiesbaden und Umgebung insgesamt über 1300 freie WLAN-Netze für die Allgemeinheit frei und kostenlos zur Verfügung stellen, haben seit 2015 schon viel Erfahrung mit der Versorgung der Geflüchtetenunterkünfte: In enger Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen wurden in kürzester Zeit auch größere Unterkünfte wie das Allianzhaus in der Innenstadt (DRK), die ASB-Aufnahme auf dem Layenhof oder die von den Maltesern betreuten Unterkünfte z.B. in der Altem Portland / an der Wormser Straße oder der Alten Ziegelei mit WLAN versorgt und so Tausenden Menschen der Zugang zum Internet ermöglicht. Der Zugang zum Netz sei ein wichtiger Baustein der Integration und ein Grundrecht, wie die Mainzer Freifunker finden. 

Schwierig gestalte sich neben dem WLAN vor Ort teilweise der „Uplink“, erklärt Altherr, also die Verbindung ins Internet, denn der Breitbandausbau sei auch in Mainz nach wie vor mangelhaft. Insbesondere der Glasfaser-Ausbau sei weiter im Verzug und für eine ehrenamtliche Initiative nicht zu finanzieren, aber auch über DSL die für große Unterkünfte benötigten Bandbreiten zu bekommen, sei schwierig. Die Freifunker halfen daher bei der Beschaffung alternativer vertraglicher Lösungen oder banden die Unterkünfte kurzum selbst mit Richtfunk über ihr bestehendes Backbone über den Dächern der Stadt an. Leider habe die Stadt Mainz den Freifunkern dabei in der Vergangenheit keine Hilfe geleistet und weder finanziell, noch personell oder organisatorisch unterstützt. Mit der Zurverfügungstellung von Dächern oder Netzwerken von Stadt, Stadtwerken oder KDZ wären die Geflüchteten schon längst schneller ans Netz angeschlossen, so Altherr. 

Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung habe sich in den letzten Jahren insgesamt schwierig gestaltet: Bis heute habe die Stadt an keiner einzigen Stelle ein WLAN zur Verfügung gestellt oder einen Internet-Anschluss bereitgestellt, habe Freifunk-Aktivitäten teilweise sogar blockiert. Umso mehr verärgert sind die Freifunker daher über die abschätzigen öffentlichen Äußerungen der Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage, wo Freifunk fälschlicherweise als „störanfällig“ beschrieben wird. „Freifunk ist normales WLAN und nicht störanfälliger als jede andere und auch die geplante Lösung. De facto sind Menschen seit 6 Jahren über Freifunk online, während die Stadt bis heute keinen einzigen Anschluss realisiert hat“ resümiert Altherr. Die Ehrenamtlichen, die vielen Menschen seit 6 Jahren den Zugang zum Netz ermöglichen, obwohl die Stadt ihnen bisher Steine in den Weg legt, würden mit solchen Aussagen vor den Kopf gestoßen, so Altherr. 

Die Stadtverwaltung habe eigentlich auch seit Jahren einen klaren Auftrag des Stadtrats, den Ausbau des Mainzer Freifunk-Netzes zu unterstützen, habe aber bislang keine Aktivitäten entfaltet und sei auf keine Kooperationsangebote seitens Freifunk eingegangen. Statt die Versorgung der Geflüchteten zu unterstützen, habe die Stadtverwaltung diese stellenweise sogar aktiv unterbunden, berichtet Altherr. Und von der angeblichen politischen Rückendeckung für Freifunk, die Ende letzten Jahres versprochen wurde, sei weiterhin nichts zu spüren. „Wir wurden vom Sozialdezernat seit Februar zwar zu zwei Gesprächen eingeladen, von einer Zusammenarbeit im Sinne des Wortes kann aber nach wie vor keine Rede sein. Bei Begehungen der Unterkünfte sollten wir nicht dabei sein und eine Abstimmung auf technischer Ebene fand bis heute nicht statt.“ Stattdessen bereite die Stadt nun eine neue Lösung vor, die auf einen teuren kommerziellen Anbieter setzt und wohl auch nicht an die bestehende Infrastruktur angebunden wird.  

Die Freifunker wollen nicht falsch verstanden werden: „Wir finden es sehr wichtig, dass endlich in eine bessere Versorgung der Geflüchteten investiert wird. Gerade während der Pandemie ist das Internet ein wichtiges Tor zur Welt, besonders für die Schulkinder wäre ein guter Internetanschluss essentiell. Wir freuen uns, dass die Verwaltung sich nach über 5 Jahren überhaupt diesem Thema öffnet“ sagt Altherr.

Die Stadtverwaltung setze hier aber falsche Prioritäten: Geld müsse erstens primär in die Anbindung der Immobilien ans schnelle Internet investiert werden. Dabei wäre ein Glasfaserausbau die beste Wahl, es eigne sich aber durchaus auch die geplante Anbindung einzelner Unterkünfte mit Richtfunk – eine Technik die auch die Freifunker bereits einsetzen. 270.000€ für eine solche Lösung seinen aber zu hoch angesetzt. Und die laufenden Internetkosten über das Netz der Stadtwerke, die die Freifunker auf 500-1000€ pro Unterkunft pro Monat schätzen, seien in der Beschlussvorlage nicht einmal enthalten.  

Zudem kritisieren die Freifunker die Priorisierung der Arbeiten: „Wieso wird z.B. eine bestehende und stabile Freifunk-Infrastruktur in der Alten Portland / Wormser Straße nicht weiter genutzt, während anderswo noch gar kein WLAN vor Ort existiert und nur marginale Bandbreiten über DSL möglich sind?“ fragt Altherr. Die Stadt sollte sich nach Ansicht der Freifunker zunächst darauf konzentieren, überall hochperformante Internetanschlüsse zu legen statt sich auf WLAN-Arbeiten zu stürzen und teilweise das WLAN vor Ort sogar neu aufbauen zu lassen. Für die WLAN-Versorgung vor Ort eigne sich auch keine Technik besser als Freifunk mit seinen leicht erweiterbaren Mesh-Möglichkeiten, erklärt Altherr.

„Wenn sie für einen breitbandigen Internet-Anschluss sorgt, könnte die Stadt in Zusammenarbeit mit Freifunkern in wenigen Tagen eine bessere WLAN-Grundausstattung in allen Unterkünften realisieren. Wir finden es sehr schade, dass solche pragmatischen Lösungen seitens des Sozialdezernats auch weiter nicht verfolgt werden und weiterhin keine Kooperation angestrebt wird.“ so Altherr abschließend.


Hintergrund: In den Unterkünften für Geflüchetete besteht bisher kein städtisches WLAN, obwohl seit 2015 bereits Menschen untegebracht sind. Mithilfe der Freifunk-Initiative haben die Hilfsorganisationen in den vergangenen Jahren eine rudimentäre Internet-Versorgung aufgebaut. 270.000€ will die Stadt nun in den Ausbau des WLANs für 7 Unterkünfte investieren und dazu die Mainzer Stadtwerke beauftragen: https://bi.mainz.de/to0050.php?__ktonr=91907

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